Für sehr viele Menschen ist ein erfülltes Sexualleben gleichgesetzt mit erfüllten Orgasmen. Die Erreichung des Orgasmus ist der größte Antreiber für das Gefühl von einer sexuellen Befriedigung. Meist wird die Anzahl der Orgasmen als Messgrad für die Höhe der sexuellen Befriedigung herangezogen. Ob dies als Messlatte für sexuelle Befriedigung sinnvoll ist, finde ich diskussionswürdig. Doch dazu mal mehr in einem nächsten Artikel.
Die Orgasmushäufigkeit reicht dabei in den verschiedensten Studien von „noch nie einen Orgasmus erlebt“ 8% US-Frauen Kaplan, 1974, bis zu „immer oder fast immer bei Partnersex“ bei 23% deutschen Frauen (Sexual Well Being Survey 2006-07).
Interessanterweise ist die Orgasmushäufigkeit innerhalb der Paarsexualität bei lesbischen Frauen und Bi-Frauen grösser als bei den Heterofrauen. In einer neueren Studie von 2017 gaben 65% heterosexuelle Frauen an, immer oder fast immer zu kommen, hetero Männer sind mit 95% dabei, lesbischen Frauen mit 86%.
Wenn es darum geht, schnell und leicht zu kommen, dann bevorzugen nicht nur Männer die Selbstbefriedigung. 43 Prozent der deutschen Frauen gaben an, so leichter einen Orgasmus zu bekommen. (Sexual Well Being Survey 2006-07).
Als Positiv ist hier die Erhöhung der Häufigkeit von 1974- 2017 zu sehen. Auch wenn die Zahl für die heterosexuellen Frauen immer noch weiter unter denen der heterosexuellen Männer liegen.
Wieso aber, so frage ich mich, liegen diese Zahlen für Frauen so niedrig? All diesen Studien und Umfragen geben leider keine genaue Auskunft über die Art und Weise des Sexualaktes.
Die angestiegenen Zahlen von 1974 bis 2017 widerlegen jedenfalls den Mythos, dass einige Frauen einfach mit Orgasmusfähigkeit geboren werden und andere eben nicht! Sexuelle Fähigkeiten können erlernt werden. Wir können ja auch nicht Autofahren ohne zu üben!
Da aber die „O“-Zahlen für die Selbstliebe und den Paarsex bei den heterosexuellen Paaren so stark voneinander abweichen, liegt es nahe zu denken, das der Grund an der Art und Weise der Stimulation liegt. Sex bei heterosexuellen Partner ist meist gleichbedeutend mit Penetration. Eine mentale Aufwertung von Handarbeit und/oder Oralsex als "auch richtigem" Sex ist von Nöten.
Die heutigen Vibrator Modelle sind oft sehr ausgefeilt. Gerillt, genoppt, in Kombination mit Rotationen im Schaft und extra klitoraler Reizung, Stimulation durch extra Perlen etc….
Mit dieser Art von Stimulation ist es zwar vielen Frauen möglich zu kommen- hat aber leider einen grossen Nebeneffekt: Ein Penis kann DAS einfach nicht bieten.
Um mehr Vergnügen miteinander zu haben, braucht es 2 Dinge! Wie 2 Seiten der gleichen Medaille. Die richtige Stimulation vom Partner zu bekommen UND die eigenen sexuellen Fähigkeiten zu trainieren. Dies gilt sowohl für Mann wie Frau gleich.
Um die richtige Stimulation zu bekommen, muss Frau wissen was sie mag und was sie nicht mag. Hier hakt es schon oft. Dieses Wissen muss Frau aber auch dem Mann mitteilen. Nicht jeder Mann ist ein Sexgott und kann die weibliche Erregung mit seinem Zauberstab und Abrakadabra herbeizaubern.
Also Ladys: sprecht mit ihm.
Und wenn du und dein Partner aber nun gerne daran arbeiten möchten, dass dir genau die Penetration mehr Vergnügen bereitet, so könnt ihr einiges ausprobieren:
Für dich als Frau:
· Vertrauen und Hingabe
Eventuell hindern dich deine Glaubenssätze daran Geschlechtsverkehr oder Sexualität im Allgemeinen zu geniessen. Scham und gedankliche Blockaden setzen dir zu. Es ist daher wichtig dich mit deinen eigenen Ängsten auseinander zu setzen.
Tiefe Atmung jedoch kann dir auf der körperlichen Ebene helfen dich in einen entspannten und hingebungs-offeneren Zustand zu bringen.
• Entdecke dich neu
Eventuell hast du Deine Selbstliebe-Technik zur Perfektion gebracht. Du weißt genau wie, wo und wann, welche Berührung dich zum Orgasmus katapultiert. Super! Nur – dein Partner wird dich nie so anfassen können wie du. Daher sei offen und neugierig. Spiel mit verschiedenen Berührungsarten und Körperstellen. Auch die Armbeuge kann sehr erotisch im erleben sein. Gute Tipps und Anregungen was du sonst noch so alles ausprobieren kannst, gibt dir www.omgyes.com
· • Sensibilisiere deinen vaginalen Innenraum um deine Empfindungsfähigkeit zu steigern
Oft ist die Vagina desensibilisiert oder sogar taub geworden. Entweder durch die häufige Nutzung von Vibratoren oder zu gewaltvoller Penetration. Die primäre und alleinige Stimulation der Klitoris führt dazu,dass der vaginale Schossraum unbekanntes Terrain geblieben ist.
Daher Übe dich in Erregung mit einem Jade-Ei oder Dildo oder deinen Fingern, aber KEINEN Vibrator. Versteht mich nicht falsch- Ich finde Vibratoren eine gute Sache, aber erst dann, wenn du dich und deinen eigenen Körper gut kennst und und für dich ein Spektrum an Möglichkeiten kennengelernt hast dich zu erregen und Genuss zu empfinden, der auch in einem Orgasmus gipfeln kann. Erst dann halte ich den Einsatz von Vibratoren für sinnvoll. Als EINE Möglichkeit von vielen um die eigene und auch die Partner-Sexualität zu erweitern.
· Heile Schmerzen und Taubheit in deiner Vagina
Eventuell hast du schlechte sexuelle Erfahrungen gemacht oder sogar Gewalt erfahren. All dies hinterlässt Spuren und verhindert, dass du mehr spüren willst. Hilfreich kann hier Yonimapping, Yoni-Massage oder De-Armouring sein. Yoni ist der tantrischer Ausdruck für das weibliche Geschlecht.
· Öffne deine Erwartungshaltung und geb dir Zeit
Wenn du mit einem Partner sexuell aktiv bist sei bereit einfach hinzuspüren und vergleiche nicht mit dem was geschieht, wenn du dich selber stimulierst. Vaginale Orgasmusfähigkeit braucht Übung und die Erregungsempfindung wird stärker über die Zeit. Gehirn und Körper brauchen Übung und Ausdauer um immer besser miteinander zu „kommunizieren“ Nicht gleich aufgeben, wenn bei den ersten Malen das Woah! ausbleibt! Autofahren ging auch nicht von heute auf morgen.
Hier Tipps für dich als Mann zur Unterstützung:
• Langsamkeit und Ausdauer
Bei langsamen Bewegungen und Berührungen kann sie, aber auch du selber einfach mehr spüren. Innehalten und verharren, gekoppelt mit tiefen Atemzügen und Augenkontakt steigert die Verbindung zwischen euch, schafft mehr Intimität und steigert die Erregung.
• Druck statt Reibung
Die Vagina hat vor allem Druck- Dehnungs- und Vibrationsrezeptoren. Die Klitoris reagiert eher auf Reibung. Bitte also nicht verwechseln! Das ist der Grund warum die meisten Frauen auf schnelle Rein-Raus Bewegungen, insbesondere am Anfang, nicht mit orgastischem Gestöhne reagieren. Abgesehen von Sally natürlich! Viel besser sind hier tiefes und vor allem langsames Stossen.
· Entdecke sie neu
Nehme dir Zeit und exploriere ihren ganzen Körper. Präsente Berührungen mit einer offenen Erwartungshaltung erlauben dir, hinzuspüren was ihr gefällt und was nicht. Und mach dir selber mit der Penetration keinen Stress und geb deinem Penis mehr Lust und Entspannung. Einen wunderschönen Artikel an den Penis schrieb Frau Zimt.
Ich wünsche viel Freude beim Üben!
Bilder sind Public Domain von Pixabay oder Privat.
Ich hatte schon vor Ewigkeiten vor mit dem Blogschreiben anzufangen. Stoff gibt es genug. Durch meine Arbeit als Sexualberaterin sind die Themen Sexualität, Männlichkeit/Weiblichkeit, Verbundenheit, Lebens- und Liebeslust mein täglich Brot. Was liegt da näher als genau über solche Themen zu schreiben und meine Sicht der Dinge kundzutun. Als ich dann über die Blogparade zum Thema Männlichkeit/Weiblichkeit von Martin und Sven stolperte, dachte ich mir… So jetzt aber! Komm mal in die Puschen!
Gesagt, geschrieben!
Hier also mein 1. Blogartikel über meine eigenen, sehr persönlichen Erfahrungen.
Kontakt:
Kathrin Gramsch
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